Zu Besuch bei Bergbrenner Max Irlinger auf der Priesberg Brennhütte. Heute nehmen wir euch mit auf eine genussvolle Wanderung am Jenner und entführen wir euch in die idyllische Berglandschaft der Priesbergalmen.

Auch wenn es erst Mitte August ist, der zauberhafte Herbst ist in der Bergwelt schon deutlich zu spüren. Nachdem sich die kühle Morgenluft etwas erwärmt hat und sich die Wolkendecke vom Morgennebel des Königssees über dem Dorf Königssee langsam lockert, brechen wir auf – meine Kollegin Lisa und ich.

Los geht´s…

Rein in die Gondel und hoch geht’s. Es ist etwas unheimlich und dennoch unbeschreiblich beeindruckend, wenn man während der Seilbahnfahrt mehrere Wolkenschichten durchbricht. Oben auf 1.800 m Höhe angekommen weht uns die kühle Bergluft um die Nase. Die Wolken ziehen heute schnell umher, plötzlich ist alles neblig und Sekunden später ist der Blick auf die Berge wieder frei. Normalerweise empfehlen wir zuerst die kleine Wanderung hoch zum Jenner-Gipfel, um den einzigartigen Königssee-Blick genießen zu können, aber heute wartet Max an der Priesberg Brennhütte auf uns, und deshalb marschieren wir von der JENNERALM gleich los. Neben dem Zugang zum Terrassen-Bereich des Restaurants führt der so genannte „Blitzweg“ hinunter zu den Königsbergalmen. Aufgrund der vielen zick-zack-förmigen Serpentinen, welche einem Blitz ähneln, hat dieser Weg seinen besonderen Namen erhalten. An der ersten Alm angekommen, trifft man nach ca. 30 min. auf den ausgebauten Wanderweg, welcher ebenfalls vom Stahlhaus/Schneibsteinhaus aus erreichbar ist. Alle aufmerksamen Flora- und Faune-Beobachter werden feststellen, dass sich bereits auf den ersten Höhenmetern die Vegetation verändert. Vom hochalpinen Fels und Latschenfeldern, wandert man dann durch die gesunden und saftig-grünen Wälder, neben dem Weg säumen sich riesige Farnblätter, wohltuende und reine Luft durchströmt die Lunge. Hier im Bereich der Königsbergalmen (Abstecher zur Königstalalm möglich) kann ein ganz besonderer Enzian entdeckt werden. Der violette Pannonischer Enzian – auch als Ostalpen-Enzian oder Ungarischer Enzian bekannt – ist hier zu Hause. Hoch gewachsen und unverkennbar zeigt er sich stolz in seiner wunderbaren Farbe… also Augen auf bei der nächsten Tour!

Dem gut ausgebauten Wanderweg folgen wir noch eine gute halbe Stunde weiter bis zur nächsten Abzweigung. Dort biegen wir links ab und bereits nach wenigen Metern sind wir beim Bergbrenner Max Irlinger angekommen. Wir freuen uns, dass der Kamin raucht als wir ankommen, denn bei den kühlen Temperaturen sind wir bereits im August froh über eine warme Stube. Als wir Max an der Hütte aufsuchen umgibt uns der Duft des destillierten Edeltropfens und wir tauchen ein in die Welt des Enzians.

Faszination Enzian…

Kaum zu glauben, dass in einem solch kleinen Raum der weltbekannte Enzian hergestellt wird. Max Irlinger ist seit 2017 bei der Bergbrennerei Grassl angestellt und seit 2019 ist Max der Bergbrenner. „Heute brenne ich hier am Priesberg das letzte Mal für dieses Jahr, im Herbst geht’s weiter an der Brennhütte am Roßfeld“, erzählt uns Max gleich zu Beginn. Und was macht der Bergbrenner in der Zwischenzeit? „Wenn ich mit dem Brennen fertig bin, transportiere ich das Material ins Tal und werde mich noch auf die Suche nach Meisterwurz machen. Dann wird noch Brennholz gearbeitet und eine neue Dachrinne aus Holz werde ich anfertigen. Bevor der Winter kommt muss alles gerichtet sein“, erklärt uns Max. Der junge Bergbrenner ist gelernter „Sagler“ und das kommt ihm zu Gute: „Man ist hier oben in der freien Natur nicht nur Bergbrenner, ich kümmere mich um alle vier Grassl Brennhütten und schaue, dass immer alles passt und in Ordnung ist“.

In wenigen Tagen beginnt die Ernte der Enzian-Wurzeln. Mit speziellen Haken wird in Handarbeit ohne jeglicher Hilfe von Maschinen oder Fahrzeugen die Enzian-Wurzel gegraben und ins Tal bzw. zur nächst gelegenen Brennhütte gebracht. Zu Beginn der Ernte ist Max mit dabei, aber dann beginnt er aus den Wurzeln einen feinen Edelbrand zu kreieren. Nachdem die Maische angesetzt wurde wird der Schnaps gebrannt – ähnlich wie das Bier gebraut wird. Das Destillat wird zweimal gebrannt und danach für 5 Jahre in einem Stollen in Berchtesgaden gelagert, damit der Schnaps zur Ruhe kommt. Danach wird der edle Tropfen trinkfertig abgefüllt uns ausgeliefert. Auch im Foyer der JENNERALM an der Jenner-Bergstation befinden sich zwei Eichenfässer, in welchen der Priesberg Enzian gelagert wird.

Edelbrand mit Wartezeit…

Bei den meisten Herstellungsprozessen im Lebensmittelbereich kann bereits am Anfang beurteilt werden, ob und wie das Produkt gelungen ist. Beim Enzian stellt es sich erst 5 Jahre später heraus, wenn die Fässer nach der Lagerung geöffnet und abgefüllt werden. „Das lange warten und hoffen, dass er gut geworden ist, ist das schwierigste beim Enzian brennen“, sagt uns Max. Während unseres Besuchs trudeln nach und nach interessierte Gäste ein und Max zeigt ihnen die Brennerei und erklärt die handwerkliche Kunst des Enzianbrennens. Fasziniert von Max seinen Erzählungen und Geschichten kann kein Gast einer Kostprobe ausweichen, denn den Enzian erklären, beschreiben oder gar vergleichen? Das kann man einfach nicht – eine Kostprobe ist somit Pflicht.

Die Wolkendecke hat sich weiter aufgelockert und die Sonne lacht uns entgegen. Max hat heute noch viel zu tun, der letzte Brand wird heute fertig und somit machen wir uns wieder auf den Weg weiter zur Jennerbahn-Mittelstation.

Almidylle pur…

Tipp: von der Brennhütte aus erreicht man in kurzer Zeit die Priesbergalmen. Wer noch Zeit hat, sollte den Fußmarsch auf sich nehmen und noch weiter in Richtung Priesbergalm gehen (ca. 30 min.). Die Hochebene über dem Königssee mit ihren traditionellen Almen ist ein malerischer Anblick. Die Priesbergalmen sind zum Teil bewirtet, hier kann man ein richtiges „Kaas“-Brot (Käsebrot) mit Ausblick auf die 1.800 m hohe Watzmann-Ostwand genießen.

Wir folgen dem Wanderweg wieder zurück in Richtung Jennerbahn-Mittelstation (ab den Priesbergalmen ca. 1,5 bis 2 Stunden). Der Königsweg führt vorbei an wunderschönen Almen, begleitet von den beruhigenden Tönen der Kuhglocken gelangen wir an unser Ziel. Für alle, die noch oder nochmal Hunger haben, empfehlen wir eine Einkehr im Restaurant HALBZEIT direkt an der Mittelstation. Von der deftigen Brotzeit über herzhafte Speisen bis zu süßen Naschereien ist für jeden das Richtige dabei. Und zur Verdauung darf natürlich unser 1.874 Jenner Gentian von der Priesberg Brennhütte nicht fehlen. Zeit lassen – Enzian trinken!

Eure Lisa & Jenny

Tipps und Mehr:
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